Donnerstag, 12. Juni 2008

Aus meinem Tagebuch

12 Tage im Juni

Wer hätte so was gedacht? Seit gestern kann ich
nicht sitzen. Den Tag habe ich im Stehen verbracht. Es ist nicht
einfach. Probieren Sie es Mal! jetzt weiss ich diejenigen, die den
Stuhl, das Sofa oder die Bank erfunden haben, tatsächlich eine große
Leistung hervorgebracht haben. Dieses Geschehen hat meinen Blick auf
die Welt grundlegend verändert. In alles, was ich nun mehr in meiner
Umgebung sehe, finde ich einen Sinn, der mir vorher verborgen gewesen
ist. Ich weiss nun, dass ohne Stuhl, Tisch, Sofa, Brille, Teller, Schuhe
oder Papier mir etwas fehlen würde. Alle Gegenstände um mich herum
tragen eine Philosophie in sich. Meine Hose ist mir jetzt sehr wichtig
und meine Unterhose noch wichtiger. Für die empfinde ich einen tiefen
Respekt. Wie könnte ich weiter machen, wenn meine Hose sich weigern
würde von mir getragen zu werden. Nun aber weigern sich alle Stühle mir
einen Platz zu bieten. Es liegt zwar nicht ganz an den Stühlen. Zum
Teil liegt es an mir selbst. Ich habe eine Wunde am Po, seit gestern.
Dass
die Gegenstände sich gegen die Menschen wehren und sie ablehnen kommt
eher selten vor, das Umgekehrt aber andauernd. Ich erinnere mich, dass
ich manche meiner Kleidungsstücke nicht getragen habe, obwohl sie seit
langer Zeit sauber und gebügelt im Schrank stehen. Manchmal liegen die Obste
so lange auf dem Tisch bis sie schließlich verderben und ich muss sie
in den Mülleimer werfen. Oder viele Sachen, die ich für lange Zeit
vernachlässige bis sie nicht mehr verwendbar sind. Damit ist aber
erst mal vorbei. Nun bin ich gegenüber meinem bescheidenen Besitz
aufmerksam geworden. Ich bin freundlicher und zeige mehr Sympathie. Ich
bedanke mich von meiner Wohnungstür wenn sie sich öffnen lässt. Ich
bitte um Erlaubnis, wenn ich das Fenster öffnen will und ich küsse mein
Bett, wenn ich mich hinlege. Ist es eigentlich die Angst, die die
Menschen vernünftig machen? Angst vor Verlust und Verlassenheit?
Oder
ist es eine neue Weltanschauung, die hinter jede Erscheinung ein
lebendiges Wesen sieht, das Zuwendung und Achtung verlangt? Ich weiss nicht genau. Ich weiss aber wenn die Harmonie und Zusammenarbeit verschwindet, funktioniert nichts mehr.
Und ohne Gleichberechtigung kann es keine Harmonie geben und keinen Frieden. Und ich weiss falls eines Tages mein Kuli aufhören würde zu schreiben, weil er sich benachteiligt fühlen würde, dann wäre ich verloren.
Mein Stuhl hat mich gelehrt, dass die Kleinen, die Einfachen und Gewöhnlichen nicht weniger Gewicht haben als die Grössen und die Seltsamen. Mein kleiner Fahrrad ist nicht weniger Wert als das grösste
Flugzeug der Welt und ich soll es ihm merken lassen. Die Kleinen nutzen
viel mehr und kosten viel weniger. Es kann mir nicht schaden, wenn ich
nicht weiss was die Relativitätstheorie behauptet oder wie ein Supernova
vor sich hergeht. Aber wenn ich die alltäglichen Regeln nicht kenne,
bekomme ich immer böse Abszesse.
Alles begann am gestrigen Morgen
dem ersten Juni. Ich wurde aufgeweckt als die Handwerker bei ihrer
Arbeit im Haus zu laut waren. In Hochhäusern gibt es immer etwas zu
tun. Ich beklage mich nicht über den Krach im Haus sonst würde ich
wahrscheinlich den ganzen Tag schlafen. Ich schlafe immer zu spät,
niemals vor der Mitternacht. Besonderes im Bett gibt es viel zu tun.
Als
ich aufstand merkte ich nichts. Hände gewaschen und Zähne geputzt
öffnete ich den Kühlschrank auf der Suche nach etwas zum Frühstücken.
Der Kühlschrank war leer, die Marmelade stank fürchterlich. Das Datum
vom Butter war abgelaufen. So rächten sie sich an mir wieder. Tee und
Zwieback waren aber noch vorhanden. Wir waren uns in letzter Zeit ein
gutes Stück näher gekommen. Ich nahm die Teetasse in die Hand und ging
zum Tisch, auf dem das Päckchen Zwieback lag. Als ich mich setzen
wollte begann der grosse Horror. Mit einer qualvollen Wehklage sprang
ich vom Platz auf und war bitterlich erschrocken. Etwas hatte mich am
Po gebissen. Es war der erste Eindruck. Am Stuhl war nichts zu sehen,
keine Schlange, kein Skorpion, nichts. Ich ging erbleicht und
aufgeschreckt zum Spiegel, betrachtete den Po rechts und links und
entdeckte ein kleines rotes Punkt in der Mitte meines Pos . Ich tastete
es und spürte einen furchtbaren Schmerz. Wollte mein Po mich bestrafen?
Hatte ich ihn vernachlässigt? Hatte ich was Falsches getan oder gesagt?
Ich dachte nach und fiel mir nichts auf. Es ist zwar heutzutage nicht
ungewöhnlich, dass man bestraft wird ohne etwas angestellt zu haben.
Das Leben spielt launisch und ist manchmal merkwürdig. Dieses Spiel fand
ich aber nicht lustig. Ich hatte nicht viel Zeit darüber nachzudenken.
Machte mich fertig um raus zu gehen, natürlich ohne zu sitzen.
Jetzt hatte ich die grosse
Sorge den Tag ohne zu sitzen zu verbringen. Wie könnte ich den anderen
erklären, warum ich nicht sitzen kann, wenn sie mich baten mich
hinzusetzen. Sollte ich auf meinen Po hinweisen? Bestimmt würde jeder
darüber lachen, dann sollte ich noch genauer erklären was los war und
alle Augen würden sich auf meinen Po richten. Nein!
Es wäre ganz
peinlich. Aber wie sonst konnte ich erklären, dass ich nicht sitzen
konnte? Sollte ich behaupten, ich befand mich im Stehstreik gegen alle
Herrschaften, die nur an ihrem Tisch sitzen und nichts tun? Wer
interessiert sich überhaupt, das die Menschen streiken. Ausserdem ist es
lächerlich allein in Streik zu treten. Dafür brauche ich eine
Gewerkschaft, eine Gruppe der Gleichgesinnten, die lang genug auf den
Beinen bleiben und nicht aufgeben.
Auf einmal hatte ich eine geniale Idee, eine denagogische
Ausrede. Ja, ich fand es wahrhaftig. Ich konnte behaupten, dass ich
einem Glauben oder einer Religion angehöre, die mich verbietet vor dem
Sonnenuntergang zu sitzen. Warum auch nicht?
Es gibt genug Unsinn
auf der Welt. Es kann niemandem schaden, wenn ich auch Mal was
Blödsinnes erfinde. Es erregt keinen Verdacht. Zum ersten Mal in meinem
Leben entdeckte ich etwas Positives an Religion.
Das Problem scheint
gelöst zu sein. Ich konnte sogar behaupten, dass ich ein neuer Prophet
bin und würde mich nicht hinsetzen bevor ich die Herde der Menschheit
gerettet habe. Das wäre was. Das brauchte ich nicht zu klären oder
begründen und das ist was Gutes an jeder Religion. Es hilft immer, wenn
man überragende dumme Idee hat. Die Dummheit erleichtert die Seele.


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Ob ich von meinem grossartigen dummen Einfall Gebrauch gemacht habe weiss ich nicht. Und ich weiss auch nicht wie ich es fertig gebracht habe den sitzlosen Tag zu überleben.
Auf jeden Fall ist es mir gelungen, bis heute. Ja, es geht immer alles irgendwie.
Ich wundere mich masslos
über die Menschen, die nie sitzen können oder dürfen. Wie kann man
sitzen oder gar leben, wenn man ständig laufen muss um sein Brot zu
verdienen oder die Rechnungen auszugleichen, die nie aufhören das
Postfach zu verstopfen. In alten Zeiten dürfte man nicht in der Gegenwart
von Älteren, Oberen oder Königen sitzen. Es war undenkbar, unerlaubt
und sogar revolutionär. Man würde bestimmt bestraft. Kein König würde
es dulden und der König hatte immer Recht. Was für ein Unsinn. Ich
hasse alle Könige und alle Rechnungen. Ich liebe meinen Stuhl!!


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Heute,
der zweite Juni um Ca. 7 Uhr morgens habe ich mich bei meinem Hausarzt
gemeldet. Zum Glück sind wenige Patienten in der Praxis und ich kann
sofort dahin.




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Die Praxis liegt auf der Flemming Str. in Parkfeld, in Stadteil Biebrich, ganz in der Nähe meiner Wohnung. Der Arzt untersucht mich und sagt es sei ein Abszess, ein Infektionkiste und soll von einem Chirurg behandelt werden. Er kann selber das nicht tun. Er schreibt mir einen Überweisungsschein und schickt mich zu einer Chirurgischen Praxis in der Galatea Anlage, mit der Bemerkung, dass es sich um einen Notfall handelt und soll sofort untersucht werden.
Um
8 Uhr bin ich in der Chirurgischen Praxis. Die Praxis befinden sich im
ersten Stockwerk der Anlage. Die Praxis sieht wie ein Flüchtlingslager
aus. Es herrscht ein wildes Getümmel, ein riesiges Gedränge. Das
Wartezimmer ist überfüllt. Nicht nur alle Stühle sind besetzt, auch in
Zwischenräumen stehen Patienten. Der Flur und der Raum vor der Anmeldungstheke sind genauso voll. Ausserhalb der Praxis warten auch einige Patienten.
Zwei Ärzte und vier Schwestern arbeiten im Schnelltempo. Alle sind in Bewegung. Die Ärzte kommen aus einem Operationszimmer raus legen die Akten in einen kleinen, flachen Kasten, neben der Zimmertur,
erteilen Befehle an die Schwestern, gehen zur anderen Tür, nehmen die
neuen Akten aus dem Kasten und gehen ins Zimmer rein, dabei werfen sie ihren
Blick auf die Getümmel und freuen sich auf so viele Patienten. Die
Schwestern kommen nur Schwester mit soviel Arbeit zurecht. Zwei von
ihnen bewegen sich ständig zwischen den Operation Räumen und der Theke,
nehmen die Akten ab und versorgen die Kasten mit neuen.
Sie müssen auch den Ärzten bei Behandlungen zur Hilfe kommen.
„ ... wo bleiben die Laborwerte ...“ , ruft der eine Arzt. „ ... sofort Herr Doktor ... “
erwidert
eine Schwester. „ ... Die neue Röntgenaufnahme ...“ verlangt er
weiter. „ ... im Zimmer 2 brauche ich Hilfe ...“ ruft der andere Arzt.

... klein Moment Herr Doktor ..., keine ist momentan frei ...“. antwortet die
Schwester am der Theke, dabei fällt ihr eine Akte aus der Hand. „ ...
ich brauche aber jetzt Hilfe, was macht ihr vier?“
Die Schwester an der Theke hat die Hände, den Kopf, die Schulter und den Mund voll.
Es ist bewundernswert, mit welcher Geschicklichkeit, sie ihre vielfältige Arbeit bewältigt.
Ihre
linke Hand sucht oben in einem Kasten nach Akten. Die rechte Hand
ordnet die Akten am Tisch und schreibt Anmerkungen auf ihre Umschläge
oder füllt Formularen aus. Auf der linken Schulter hält die Schwester
mit ihrem nach links gebogenen Kopf den Hörer und gleichzeitig führt
sie die Telefongespräche. Ihre Hände fungieren automatisch. Sie braucht
nicht anzusehen ob die Hände die richtigen Akten bearbeiten. Ihre Hände
sind selbständig. Es wird hier nach Akkord- Prinzip gearbeitet. Die
Belegschaft scheint mit der Arbeit überfordert zu sein. Der eine Arzt
bleibt jedoch ganz ruhig, macht sich lustig und lebendig: „ ... ich
brauche Arbeit Schwester ...“
„ ... bald ist Mittag und ich habe noch nicht hundert Stücke geschafft ...“ ,
„ ... was für ein ruhiger, gemütlicher Montag ...“
Man
sieht, dass er seine Arbeit geniesst. Entspannt und gelassen macht er
weiter und motiviert auch die anderen. So wie er arbeitet, könnte man
sagen, er ist geboren um Arzt zu werden, für ihn gibt es keine andere
Alternative. Und ich denke bei mir, jede Beschäftigung adelt den
Menschen, wenn er sie leidenschaftlich betreibt. Er muss aus Süden
kommen, vielleicht aus Italien, soviel Temperament findet man kaum
woanders. Er muss ein Südländer sein. Später erfahre ich, dass er aus
Rumänien kommt.
Endlich bin ich an der Reihe mich anzumelden. Ich
erkläre schlicht und einfach was mit mir los ist und betone, dass es
ein Notfall ist.
„ ... Bitte tragen sie ihren Namen hier ein ...“ ,
sie gibt mir eine Auflistung von ca. 30 Eintragungen und fügt hinzu: „
... alle diese sind Notfälle, sie mussen Geduld haben. Alle Termin sind
heute voll. Nach dem Patienten, die einen Termine haben, wird die Liste
aufgerufen ... “, „ ... ein paar Stehplätzen im Wartezimmer sind frei
... “, ruft eine Arzthelferin und bittet die ausserhalb der Praxis
stehenden Patienten rein zu kommen. Eine junge Dame mit einem kleinen
Kind im Arm kommt aus dem Wartezimmer raus, wütend und aufgebracht: „
... Ich warte seit zwei Stunden und ich habe einen festen Termin ... “,
„ ... es ist eine Frechheit, ich habe auch anders zu tun als hier zu
warten ...“.
„ ... In Zukunft sollen sie noch länger warten meine
Liebe, wir haben die Öffentlichkeit schon gewarnt aber keine hat es
ernst genommen. Sie sollen sich bei Frau Gesundheitsministerin beschweren ... “. Sagt der Arzt im Vorbeigehen und verschwindet hinter einer Tür.
-
„ ... man kann nicht wissen wie lange es bei der einzelnen Patienten
dauert und wir haben auch viele Notfallpatienten ..., sie sollen Geduld
haben ..., tut mir Leid ...“, versucht die Schwester an der Anmeldung
sie zu besänftigen. Nach zwei Stunden im Flur komme ich ins Wartezimmer
und bleibe auch hier zwei Stunden stehen. Zum Glück gibt es einige
Patienten, die ebenso nicht sitzen können, so falle ich nicht auf. Ich
nehme ein paar Zeitschriften in die Hand und blättere in ihnen. Jede Menge
Zeitschriften voller nützlichen Raten und Werbungen für Frauen: ... wie
man Gewicht abnehmen kann ohne zu hungern, ... wie man für immer jung
bleiben kann, ...wie soll man die Falten bekämpfen, ... welche neue Beuty
- Produkte auf dem Markt sind, ... welche Farbe im Trend ist, ...
ausführlicher Bericht über den letzten Ball der Prominenten und ihre Glamour
, ... ein paar Tipps für Abendkleider und welche Farbe und welche
Frisur zu welcher Tageszeit passt, ... wie kann man seinen Hund
verwöhnen und wie sollen die Mahlzeiten der Katze gestaltet sein. Und
unzählige Kauf befehle: „ ...Denk an dich ...“
„ ... Du bist es wert ...“, „ ... ich fühle mich wohl mit ...“


******


- „ ... Der Herr mit der Wunde auf dem Po bitte! ...“

höre ich eine Schwester laut rufen und beinahe fällt mir die
Zeitschrift aus der Hand. Ich komme schnell wieder zu mir und
beschäftige mich weiter mit den Zeitschriften. Alle Anwesenden schauen
einander an und lächeln. Keine vermag angesprochen zu sein und ich
überhaupt nicht. Eine jämmerliche Lage. „ ... wer hatte Po schmerzen?
...“,
da keine sich meldet ruft sie den nächsten Namen und ich fühle
mich erleichtert. Ich bleibe noch einige Minuten da und nach dem der
Vorfall vergessen ist gehe ich langsam aus dem Wartezimmer raus und
melde mich: „ ... haben Sie mich gerufen? Ich habe nicht bemerkt ...“.
Die Schwester nimmt die Liste in der Hand. Ihr ist schwer meine Namen
auszusprechen. Ich sehe, dass sie den Bleistift bei meinem Namen
gehalten hat. „ ... ja, das bin ich ...“ sage ich schnell bevor sie
weiter Theater macht.
- „ ... ins Zimmer zwei bitte, der Arzt kommt
gleich ...“ . ich gehe sofort rein, hinter mir erscheint der Arzt. Er
ist mein Lieblingsarzt.
- „ ... Bitte auf dem Bauch und Hose runter ...“, dabei zieht er seiner Handschuhe an.
Ich lege mich hin und mache ein kleines Stück vom Po frei. Er kommt zu mir, macht das Licht über das Behandlungsbett
an und zieht meine Hose ganz runter. Jetzt glänzt mein ganzer Po im
starkem Licht. Er untersucht die Problemzone, druckt leicht auf die
Wunde und merkt, dass es mir wehtut. „ ... Es ist ein Abszess ...“, sagt
er.
„ ... Es muss aufgeschnitten werden ...“, er studiert weiter meinen Po.
„ ... Ich muss tief rein um die Ursache entfernen zu können
...“. er singt ein fröhliches Lied und holt sich seine Werkzeuge. „ ...
Es tut aber nicht Weh, du bekommst Betäubungsmittel ...“
Ich frage ihn woher ich diesen Abszess bekommen habe und was die Ursache ist.

... du muss es dir so vorstellen: als lieber Gott dich geschöpft hat,
warst du eine einzige Zelle, wie ein Ball, ein leerer Ball. Dieser Ball
wurde im Laufe der Evolution abgeplattet , dann ist er gefaltet worden,
dann warst du wieder ein leerer Ball. Dann wieder gefaltet und so
weiter. Dabei wurden in den Zwischenräumen Fremdkörper gefangen
geblieben, zum Beispiel ein Stück Haar. Diese Fremdkörper verursachen
dann solche Wunden. Alles klar? ...“
„ ... Nein! Nichts ist klar.
Warum hat lieber Gott mich so komisch geschöpft? Was habe ich vom
leeren Ball? Ich wäre lieber eine Flasche leer! ...“
In diesem Moment bekomme ich zwei Spritzen und vergesse was ich sagen wollte.
„ ...Ja, junger Mann, es ist unangenehm. Aber es gibt schlimmeres auf der Welt. Glaub mir ...“
Ich habe keine andere Wahl als an ihn zu glauben.
„ ... Ziehen Sie ganz kräftig die zwei Teile auseinander, ich muss tief runter ...“, befiehlt er seine Assistentin. Ich fühle, dass vier Hände an meinen Po arbeiten und versuche an was schönes zu denken.
„ ... Die Arbeit eines Arztes ist nichts anders als die einer Hausfrau, meine Lieb ...“, erzählte der Arzt seiner Assistentin. „ ... Unsere Werkzeuge sind genauso wie die einer Küche. Man muss mit Messer, Schere, Spiess, Dosenöffner, Nadel und Ähnliches umgehen können ... Schneiden, Nähen, Aufräumen, Wegwischen und Po waschen gehören genauso zu unseren Aufgaben ... Nur wir Ärzte verdienen bisschen mehr als die Hausfrauen ...“.
Die Assistentin amüsiert sich an das Gespräch und vergisst nicht immer kräftiger an meinem Po zu drücken.
„ ... Siehst du, hier sie die richtige Stelle. Bis dahin muss der Nadel rein und von hier kommt er wieder raus, dann ist der Nat perfekt.“
„ ... Nun junger Mann, ist das Loch am Arsch wieder zu. Vorerst ist es fertig. Du muss morgen zur Kontrolle wieder kommen ...“, diesmal spricht er mich an.
„ ... du hast es sehr gut gemacht. Ich liebe es , wenn der Patient ruhig bleibt und unsere Arbeit nicht stört. Ich weiss nicht wer du bist und was du machst aber als Patient bist du wunderbar ... komm wieder zu uns, wenn du uns brauchst ... Es mir eine Vergnügung an deinen Arsch zu arbeiten ...“.
„ ... Es ist nicht zu glauben, dass so ein kleine Wunde eine so Größe Operation benötigt und so viel zeit kostet ...“, unterbreche ich ihn vorsichtig.
„ ... ha, ha, ..., das nennst du Operation? ... Es war keine Operation ... Es war ein Eingriff ...“ sagt der Arzt und wendet er sich an seiner Assistentin und fragt sie: „ ... Weisst du was ein Eingriff ist? ...Nein? ... Ich sage es dir ...
... Als ich nach Deutschland kam, damals, lange her, vor fünfzig Jahren, vielleicht noch länger, damals herrschten hier ganz andere Verhältnisse. Damals haben wir nur gebrauchte Kleidungen gekauft. Keine könnte es sich leisten neue Klamotten zu kaufen. Es war ein Luxus was Neues zu haben. Als ich zum ersten Mal arbeitete und Geld verdiente, entschied ich mich voller Stolz neue Unterhosen zu kaufen. Ich ging in ein Geschäft und wollte ein Paar neue Unterhosen. Darauf fragte mich der Verkäufer: „ ... mit Eingriff oder ohne? “
... Weisst du dieser Begriff kommt aus Militär und ist später auf männliche Unterhose übertragen ... Es bezeichnet eine strategische Stelle, die für jegliche Operation geeignet ist ... Jetzt weisst du was Eingriff heisst ...“

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Am Donnerstag 12 Juni bin ich wieder im Praxis und hoffentlich zum letzten Mal. Heute sollen die Faden raus gezogen werden. Es ist mein viertes Besuch in dieser Praxis und wünsche mir nichts anderes als, dass das Kapitel Po endlich abgeschlossen wird.
„ ... Bitte nehmen Sie ein kleines Moment Platz ...“, sagt mir das anmutige Mädchen an der Anmeldung. Inzwischen weiss ich was „ ein klein Moment „ in dieser Praxis heisst.
Bei den letzten Besuchen haben diese kleine Momente nicht weniger als drei Stunden gedauert. Die Leute hier gehen sehr grosszügig mit der Zeit um, natürlich mit der Zeit der Patienten. „ ... Soll ich vielleicht später kommen? Das Wartezimmer ist Voll. Es dauert bestimmt, bis ich daran bin ...“ frage ich sie.
„ ... Ja, Sie können in zwei Stunden wieder kommen, dann dauert es nicht mehr lange ...“
Nach zwei Stunden komme ich wieder in die Praxis. Ich höre sofort eine bekannte Stimme und weiss, dass ein Lieblingsarzt heute wieder da ist.
„ ... Ich brauche jemanden, der sich um mich kümmert ..., Warum kümmert sich niemand um mich? ..., ... meine liebe Schwestern, warum habt ihr mich verlassen? ...“
Diesmal warte ich weniger als zwei Stunden im Wartezimmer und werde dann in ein Operationzimmer geschickt. Der Arzt wird angeblich irgendwo gehindert und lässt mich warten. Zwei Schwestern kommen rein und wollen die Faden raus ziehen. Man weiss nicht wie lange es dauern würde bis der Arzt zu mir kommt.
Ich lege mich auf dem Bauch hin und mache den Po frei.
„ ... Die sehen gut aus ..., siehst du, diese alle hier müssen wir raus ziehen ...“, sagt eine der anderen und fangen zusammen an zu schneiden und ziehen.
„ ... Au, ... Au, ...“, schreie ich vom Schmerzen zum Himmel. „ ... Warten wir lieber bis der Arzt kommt, ich finde den Faden nicht ...“.
Die Schwestern unterbrechen ihre Arbeit und holen den Arzt ab.
„ ... Gib mir eine Schere und einen Klammer ... „, sagt der Arzt, während er die Stelle untersucht. „ ... was habt ihr gemacht meine lieben ...“, fragt er die Schwester.
„ ... Wir haben ein paar Faden raus gekriegt die anderen waren aber schwer ...“, antwortet leise eine der Mädchen.
„ ... Nein! ... ihr habt dem Man seine Haare raus gezogen! ...“ , schreit laut der Arzt und nun weiss ich warum es so sehr weh getan hat. Die Schwester wehrt sich aber: „ ... Was kann ich dafür, dass der Mann soviel Haare am Po hat?? „, und die andere fügt hinzu: „ ... Seine Haare sind so dick wie Faden, da kann man eine mit der anderen leicht verwechseln ...“.
„ ... Ihr arbeitet in einer Chirurgischen Praxis, nicht in einem Frisur-Salon! ...“
Beschwert sich der Arzt und beschäftigt sich weiter mit dem Naht.
„ ... Nun junger Mann, du hast eine Extraleistung von uns bekommen. Das Haar entfernen bezahlt die Versicherung nicht. Das soll man eigentlich selbst zahlen. Aber du brauchst es nicht zu zahlen nur, weil du ein braver Patient bist ... unsere Arbeit kommt hier zu Ende, ... ich wünsche dir und deinem Arsch Alles Gute ...“

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Ich verabschiede mich von dem Arzt und den Schwestern und verlasse die Praxis. Hinter mir höre ich den Arzt wieder laut:
„ ... Mein Gott warum hast du mir nur zwei Hände geschenkt ..., ich brauche immer vier, ... Schwester wo bleibst du ...“.


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ENDE

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