Seit drei Stunden stehe ich an Halteplatz Rheinufer. Rheingauer Straße in Biebrich. In der Stadtmitte ist Hochbetrieb. Dort läuft das Geschäft gut. Die Zentrale sucht immer wieder freien Wagen im Stadtgebiet. Ich stehe allein auf meinem Halteplatz am Rhein. Ich bin müde und seit drei Stunden Arbeitlos. Gestern habe ich geschworen nie mehr diesen Halteplatz anzufahren, nach dem ich hier gestern ebenso zwei Stunden zu ca. vier Millionen anderen Arbeitslosen gehörte. Doch bin ich heute wieder hier, obwohl hier nichts los ist. Aber m Gedanken habe ich bisschen gearbeitet. Zuerst habe ich von der alten Dame geträumt, die jeden Tag von der Parkfeld zu Galatea Anlage fährt. Die hat sich heute allerdings nicht gemeldet. Dann habe ich einen Fahrgast von der Breslauer Strasse in die Stadt gebracht. Später war ich ehrgeizig und bin nach Mainz und noch weiter gefahren. Natürlich alles nur im Gedanken. Das ist kein Verbrechen. Träumen darf man. Es ist nicht illegal. Noch nicht. Noch sind unsere Gedanken nicht privatisiert worden. Noch sind die Träume nicht von der Globalisierung bedroht. Ich mache mich mit schönen Gedanken warm.
Die Sonne war ganzen Tag nicht zu sehen. Jetzt fängt es an richtig dunkel zu werden. So wie es aussieht habe ich heute kein Glück. Es wäre vernünftiger, wenn ich Feierabend mache. Kein Auftrag und kein Fahrgast heißt kein Abenteuer und kein neues Erlebnis. Also schreibe ich heute über meine Stadt Wiesbaden.
Wiesbaden ist schön( bis auf einigen kleinen Schönheitsfehler). Ist ruhig. Bis vor kurzen Zeit war sie eine sichere Stadt. Wahrscheinlich herrschte hier einmal Ordnung und Disziplin. Das waren noch Zeiten, haben nur meine alte Fahrgäste immer erzählt.
Die vielen warmen Quellen sind die wichtigste Anziehungskraft der Stadt.
Die Fußgängerzone soll sich geändert haben. Seit drei Jahren habe ich sie nicht besucht. Keine Zeit. Der neue Platz vor dem Kurhaus ist wunderschön. Es gefällt mir besonders gut. Das Stadttheater aber gefällt mir gar nicht. Ob es mit seinem schlechten Akustik zu tun hat oder mit seiner traurigen Geschichte, kann ich nicht sagen. Die prächtige Wilhelmstrasse und Theater gelten für vielen als Herzstück der Stadt. Für mich ist aber das Rheinufer das schönste Idyll. Hier finde ich jeden Tag meine Freunde. Her schlägt das Herz der Stadt und mit ihm meins.
Nachtüber ist Wiesbaden ruhig. Die ganze Stadt schläft tief. Am Tag ist aber einiges los. Die CDU ist in irgendeinem Skandal verwickelt. Das SPD vergisst seinen Wahlkandidaten rechtzeitig an zu melden. Die Grünen vergessen nicht unsachlich zu bleiben. Wir sind stolz auf unsere Volksparteien.
Es ist frisch und dunkel. Aber ich kann immer noch die Möwen auf das Rhein fliegen sehen und ein Frachtschiff, das sich von mir entfernt.
Von einer Kneipe in der Nähe ist eine schöne griechische Musik zu hören.Ein belebender Wind weht über Uferplatz.
Ich zünde mir eine Zigarette an und genieße die junge Nacht und für Morgen wünsche mir besseren Umsatz.
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