******** 3 Tage in Moers ********
Teil 1
Das Abenteuer fängt an. Das Schicksal führt mich nach Moers. Vor der Reise nehme ich die Landkarte in die Hand und finde einen kleinen Punkt versteckt zwischen vielen anderen Punkten, ich mache ihn dick, fahre ein paar mal mit Bleistift darüber und zeichne ein Kreuz daneben. Es sieht nicht so kompliziert aus. Man nimmt die A3 nach Köln, nach Düsseldorf auf A40 Richtung West und nach einer kurzen Fahrt auf A40 ist man fast da, fast.
Ich nehme zwei Anzüge mit. Der eine passt genau. Der zweite ist ein Nr. großer, sicherheitshalber. Letztes Mal, wo ich auf einer Hochzeit war, nahm ich zu und konnte meinen Anzug nur schwer tragen. Nicht, dass ich zu viel gegessen hatte, ich nahm damals vor Freude zu und konnte schon ahnen, dass diesmal in diesem kleinem Punkt auf der Landkarte, der nicht mehr so klein war, die Zunahme grösser sein würde.
Ich hatte alles eingepackt und in den Kofferraum gebracht, war bereit mit meinen 3 Mitfahrern aufzubrechen als das Telefon in der letzten Sekunde klingelte und die Stimme aus dem anderen Ende der Leitung befahl mich vor der Fahrt einige Kleinigkeiten zu erledigen. Ich sollte in die Stadt fahren. Die Köchin brauchte spezielle Gewürze, vier verschiedene Soßen, drei Packungen von Zutaten, die ich nicht kannte, zwei Gemüsewurzeln, die nur im Süd Indien wachsen und eine Wildpflanze, die nur in dem Gebirge von Kazeroun zu finden sind. Und es versteht sich, dass alles vom Feinsten sein sollte, sonst wäre die Köchin sauer und würde es unangenehm für mich. Ab diesem ersten Telefonat überlegte ich eine Weile, ob es nicht vernünftiger wäre auf diese Reise zu verzichten. Ich hatte noch keinen Entschluss gefasst, da klingelte es wieder. Es folgten die nächsten Bestellungen und die nächsten Befehle. Diesmal sollte ich nach Frankfurt fahren, in ein persisches Restaurant und von dort einen Gasherd und einen Topf holen. Es wurde mir gesagt der Herd sei quadratisch von 50 cm und der Topf habe einen Durchmesser von ebenso 50 cm. Nach den Erledigungen führe ich nach Frankfurt um die bestellten Geräte abzuholen. Ich wusste nicht, dass 50 cm wirklich 50 cm ist. Ich hatte gedacht, dass 50 cm konnte höchstens 30 cm sein! So dass der Topf im Auto reinpassen konnte. Aber 50 cm war diesmal genau 50 cm. Wieder bekam ich Lust nach Wiesbaden zurück zu fahren. Am Ende fand das Präsidium in Moers ein Kompromiss. Die Mannschaft in Moers gab sich zufrieden, dass wir nur den Topf mit bringen würden. Das war eine Erleichterung und wir empfanden es immerhin als einen Sieg für unsere Mannschaft, obwohl keiner Ehrenhafte. Die iranische Küche schmeckt gut und hat logischerweise ihren Preis. Ob die Preise überhaupt stimmen ist eine andere Frage.
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- Sie fahren die Ausfahrt „Moers“ raus, dann fahren Sie Richtung Krefeld, nach ca. 2 Km sind Sie in Moers ….
- Moment mal … wir wollen nach Moers … und wenn wir Richtung Krefeld fahren kommen wir in Moers an … sollen wir nicht einfach geradeaus nach Moers fahren?
- Das ist der Punkt. Man soll nicht immer geradeaus schauen. Es gibt auch rechts, links, oben und unten. Es gibt viele Richtungen im Leben.
Es war aber zu spät, wir waren Richtung Moren gefahren und waren schon mitten in der Stadt.
Vorhin hatte ich mit dem Fahrer heftig diskutiert und wir waren so gefahren wie ich gesagt hatte.
Es war leider falsch, und wir irrten wie eine herrenlose Seele durch die wenigen Straßen von Moers. Der Fahrer war so wütend, dass er mich hätte rauswerfen können. Er schaute mich skeptisch an:
- Und was haben die gesagt? Bist du jetzt schlauer?
- Weiß ich nicht. Die haben nur gesagt, dass es im Leben viele Richtungen gibt.
Ich rief nochmal an und verlangte diesmal einen kompetenten Verkehrsberater. Die Expertin am Telefon fragte zuerst, wo wir uns befanden, überlegte eine Weile und legte los.
- Fahren Sie einfach geradeaus, nach ca. 2 Km erreichen Sie eine Kreuzung. Auf der rechten Seite sehen Sie ein altes Gebäude. Es sieht wie eine Kaserne aus aber es ist eine Schule.
- Es war zwar eine Kaserne und wurde im letzten Jahrhundert von den Niederländern gebaut.
Eines Tages wurde das Gebäude in Brand gesetzt und zum größten Teil zerstört. Lange Zeit stand es leer. Jahrzehnte später wurde es renoviert und in ein Hotel umgebaut, nach einer Wirtschaftkrise machte der Betreiber pleite und verkaufte es an die Stadt.
Die Stadt baute das Gebäude aus und modernisierte es. Nach den Modernisierungsmassnahmen …
„Danke schön, ich weiß jetzt Bescheid.“ Sagte ich und schaltete das Handy aus.
Der Fahrer merkte, dass ich unschlüssig war, wollte nicht mehr von mir und den Herrschaften in Moers hören. Er rief nach Wiesbaden an und liess sich über Internet lotsen. Nach einigen Minuten fand ich die Orientierung auf der Landkarte und wollte ihm den Weg zeigen. Es nutzte aber nichts. Der Fahrer gab mir eine Minute Waffenruhe bevor er wieder zum Angriff überging. Wenn er aufgebracht ist kannn man nicht mit ihm diskutieren, und wenn er nicht aufgebracht ist auch. Er ist der einzige, gegen den ich mich niemals durchsetzen kann. Am Ende gewann die neue Technologie und ich musste mich geschlagen geben und blieb stumm um den Frieden aufrechtzuerhalten.
Die Fahrt nach Moers war eine Expedition. Ich sah einige meine Verwandte zum ersten Mal.
Vielen von anderen begegnete ich nach einer langen Zeit und ich zitterte als mir bewusst wurde wie schnell die Zeit dahin fliegt. Ich machte während dieser Zeit große Entdeckungen. Am erfreulichsten entdeckte ich A wieder. und A. Es war eine unendliche Vergnügung die heranwachsende so fröhlich tanzen und spielen anzuschauen. Und ich war es zufrieden Teil dieser fröhlichen Gemeinschaft zu sein und mich glücklich zu wissen. Ich entdeckte neue Freunde und gewann neue Verwandte und vielleicht würde es mir eines Tages gelingen mich selbst zu entdecken.
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Dienstag, 28. Juli 2009
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