Samstag, 13. Dezember 2008

Hören, Vergessen und Amazone

Mit der Soße schmeckt alles besser. Theoretisch kann man alles essen. Man kann sogar tödliches Gift essen, zuerst soll man allerdings die richtige Soße dazu finden. Somit lässt sich alles schmecken und daher schmeckt Quatsch mit der Soße viel besser als ohne. Und diejenigen, die immer noch damit nicht zu recht kommen, sollen unbedingt das Essen lernen. Es gibt jede Menge Kurse und Lehrgänge in verschiedenen Stufen um uns die richtigen Verhaltens beibringen, die zwar sehr wichtig sind aber wir vernachlässigen sie, weil wir nicht wissen, dass diese wichtigen Dingen so wichtig sind wie sie sind. Und weil die meisten Menschen nicht richtig und sachmäßig essen können und falsche Essgewohnheiten haben, oder die Philosophie des Essens ihnen unbekannt ist und vom Essen weniger erwarten als es zu bieten hat, oder weil die Menschen dem Essen nicht ausreichend Aufmerksamkeit zuwenden, und was weiß ich noch warum, geht jedes Jahr eine Menge nicht gegessenes oder halb gegessenes aber auch schlecht gegessenes Essen verloren, obwohl es zahlreiche Geschmackverstärker und auch natürliche und übernatürliche Gewürze gibt, die als Esshilfe eingesetzt werden können. Vondaher ist es erforderlich die Gesetze und die Prinzipien des Essens zu erlernen und am besten einen entsprechenden Kurs dafür zu besuchen.
Das mit dem Essen ist nur ein Beispiel zwischen vielen anderen Bedürfnissen, Aufgaben und Pflichten, die sehr wichtig und genauso banal sind. Eigentlich sind die sehr wichtige Dinge, sehr unwichtig, weil sie total banal scheinen. Und gerade diese Banalität überschattet die Wesentlichkeit und Bedeutung all deren, die sehr Signifikant und sehr Vital sind und lebenswichtig aber von Menschen läppisch behandelt und wie Restpost und Sonderangebot verkauft werden.
Mit dem Essen komme ich selbst so gut klar, damit habe ich kein Problem, das habe ich automatisch gelernt. Vielmehr brauche ich einen Kurs dagegen. Nicht ohne Grund und nicht nur von ungefähr gibt es heutzutage diese Vielfalt von Kursenangebote für und gegen irgendetwas. Es ist ein Erlebnis, einen Kurs zu besuchen, den die anderen noch nicht besucht haben. Es verschafft dem einen Vorsprung und dem anderen Arbeitsplatz.
Dass ich in Fach Essen zu gut bin ist nicht optimal. Es ist eher eine Schwäche, die beseitigt werden soll, dass heißt in diesem Fall einen Kurs dagegen zu besuchen.
Ich weiß seit langem, dass ich einen Lehrgang dagegen belegen soll. Es ist schon längst fällig.
Dass ich es noch nicht bewirkt und diese Pflicht noch nicht erfüllt habe, liegt wahrscheinlich daran, dass meine Motivation dafür noch unzulänglich ist, oder vielleicht habe ich dazu einfach keine Lust. Und gerade deswegen bieten die Experten geeignete Kurse um die Menschen zu motivieren und auf die Lust zu bringen. Anders formuliert, soll ich zuerst einen von diesen lustigen Kursen belegen und dann mit genuger Motivation weiter machen. Aber wer soll mich motivieren nach der Motivation zu suchen!


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Jedenfalls habe ich in der letzten Zeit die Motivation gehabt an einem von diesen genialen Kursen teilzunehmen. In diesem Kurs habe ich unter anderem „ das Hören „ gelernt.
Das hören ist der erste und wesentlichste Schritt in Richtung der Entwicklung,
Vernunft, Menschlichkeit und des Weltfriedens, sagt der Kursleiter Herr Professor. Dr.
Das hören ist ein unersetzliches Reichtum und je mehr der Mensch hören und lauschen kann, desto mehr bekommt er. Und ein guter Zuhörer weiß genau worum es geht. Aber die Zuhörer hören nicht richtig zu, weil sie es nicht gelernt haben, sie können einfach nicht richtig und effektiv zu hören. Somit gehen immer wieder Informationen verloren. So wird die Informationtransfer gestört, so können die Informationen die Empfängern, die diese unbedingt benötigen nicht erreichen. Und diese Informationmangel verursacht große Schäden und Verluste. Die Produktivität nimmt stark ab. Die Volkswirtschaft bleibt im Wettbewerb zurück und kann sich nicht so recht entfalten und gerät in Rezession, die Preise schießen nach oben und die Menschen verlieren ihre Arbeitsplätze … und ich verstehe nicht vieles davon, aber egal.
Vielleicht würde ich am Ende dieses Lehrgangs den Zusammenhang zwischen dem Zuhören und der Volkswirtschaft einigermassen begreifen, dachte ich am Anfang. Aber bis dahin soll ich nur den Herrn Professor Dr. genau zu hören und aufpassen um nichts zu verpassen. Man darf den Mut nicht verlieren, dachte ich weiter.


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Wenn ich heute nachdem der Kurs längst beendet ist, mit einem mehr mehrmonatigen Zeitabstand die Sache überblicke, muss ich gestehen, um ehrlich zu sein, dass ich nicht gut genug zu gehört habe und ich muss bedauerlicherweise feststellen, dass ich vieles verpasst habe dadurch, dass ich damals das Hören nicht ernst genommen und ihm nicht genug meine Aufmerksamkeit gewidmet habe, weil ich daran nicht geglaubt hatte und weil es so viel Zauberformel und Talismane gibt, die auch unerhörte Wunder vollbringen, woran ich genauso wenig glaube.
Ich habe nur so flüchtlich mitbekommen, wenn ich auf mich verzichten könnte, könnte ich dann z. B. die Umwelt vor allen Belastungen und Pollutionen schützen, oder der Amazone vom Ausrotten retten, sogar die ganzen Weltkonflikte zu Ende bringen und die Weltfrieden untermauern. Schade, dass ich nicht auf mich verzichten lernen habe. Sonst gäbe es jetzt keinen Krieg auf der Welt und keine Wirtschaftskrise und es gäbe keine Arbeitslose und keine Harz- IV Empfänger. Mann soll nur auf sich verzichten können. Man soll anders denken und anders reden. Vor allem muss man seine Sätze neu formulieren. Die Sätze dürfen kein „ ICH „ beinhalten. „ Die Sätze ohne ICH „
sind die fundamentalen Elemente der Natur, sagte Herr. Professor Dr.

Man soll nur ein paar Regeln lernen. Die Zunge soll sich nur so in den Mund drehen, dass sie kein „ ICH „ raus bringt. Dann würde Frieden und Freude herrschen. Die Weltfrieden liegt hinter unseren Zungen, und weiter hinter liegt die Klimaschutz und dahinter die Wälder von Amazone und ganz hinter liegt ein Paradies und diese alle warten nun darauf, dass wir auf uns verzichten und Verzichtvoll und Versöhnungvoll reden können.
Ehrlich gesagt ist es nicht so kompliziert. Es ist eine leichte Aufgabe. Es ist ein Regel, der ganz einfach ist und trotzdem unheimlich wichtig und für zwischenmenschlichen Beziehungen und Kommunikationen von zentraler Bedeutung. Und ich bin mir sicher, wenn ich diesen Regel beachten und mich daran halten könnte, nichts mehr bei mir schief gehen würde. Das wäre der Wendepunkt in meinem Leben, eine gründliche Revolution in meiner Seele und meinem Denken, eine Revolution ohne Gewalt, ohne Terror und ohne Verluste. So was gibt es tatsächlich und diese Revolution ist ernsthaft stattgefunden. z. B bei unserem Kursleiter Herr Prof. Dr.
Die Kunstgriff heißt „ ich Sätze“, und spendet Perfektion und Vollkommenheit und beseitigt alle menschliche und unmenschliche Mängeln. Damit kann man jede Streit vermeiden und jedes Bedrängnis meistern, sagte der Kursleiter Hr. Prof. Dr.
Dafür soll man die „ich Sätze“ vermeiden. Noch besser wäre es wenn man die Wörter „ICH und auch DU“ aus seiner Sprache ausradieren würde. Dann klappt alles wunderbar. Weil wenn es kein ICH und kein DU gib, wird es logischerweise keinen Krieg zwischen ICH und DU oder zwischen uns geben. Dann können ICH und DU friedlich zusammen leben und miteinander das große Glück erleben. Diese DU und ICH sind die Ursache aller Konflikte und Streitigkeiten. Sie sind an allem schuld, was heute in menschlichen Gemeinschaft schief läuft oder vorher schief gelaufen ist und auch künftig schief laufen wird. Diese verfluchte ICH und diese hinterhältige DU. Man braucht eigentlich eine Welt ohne dich und ohne mich, vielleicht auch ohne uns, so ungefähr. Es ist allerdings nicht so schlimm und übel, wie es am Anfang klingt. Man vermeidet sich oder sein Gegenüber in den Mittelpunkt zu setzen. Am besten lässt man den Mittelpunkt leer, damit er für immer sauber bleibt …, so meine Überlegung. Aber ich hatte den Kern der Sache noch nicht im Griff und ich versuchte noch mal das Thema zu analysieren. „ Also ich verzichte auf ich Sätze“. Dann habe ich zwangsläufig auf mich verzichtet und das führt dazu, dass auch du auf dich verzichtest. Dann haben wir praktisch auf uns verzichtet und nun gibt es keine Hürde mehr zwischen uns. Aber wir sollen aufpassen, dass wir durch diese Hürdenlosigkeit nicht gegen einander prallen und miteinander zusammen stoßen ….., und am Ende war ich genauso schlau wie am Anfang.
leider habe ich nicht gelernt auf mich zu verzichten und meine Sätze fehlerfrei zu formulieren. Deswegen flehe ich diejenigen, die es können und dazu fähig sind um es zu tun. Bitte verzichten Sie endlich auf sich! Die Welt braucht Frieden!


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Die Hälfte des Kurses war vorbei, es wurde immer schöner, der Hammer war aber noch unterwegs. Wir bekamen eine Kursleiterin für die nächste Hälfte. Sie war eine gewisse Frau Prof. Prof. Dr. Dr. sie sollte und wollte unsere Entwicklung vollenden und uns Vollkommenheit und Perfektion spenden. Sie kam und mit ihr auch der Hammer!
Wir waren noch besoffen und berauscht mit dem, was wir schon gehört und nicht verstanden hatten. Da sagte die Frau Prof. Prof. Dr. Dr.: „ es gibt nichts wichtigeres als Vergessen und die Fähigkeit absichtlich zu vergessen“. „ Wie Bitte“, fragten wir verblüfft. „ Ja“, dass ist die neuste Entdeckung der Gehirnforschung. Sagte sie stolz und fügte hinzu: Gerade eingetroffen, heute Vormittag.
Sofort aktivierte sich meine Vergessenfähigheit und wollte meine Hörfähigkeit verdrängen. Der Hammer schlug weiter: „ unser Kurzzeitgedächtnis verfügt nicht über viel Speicherplatz. Mann muss damit sparsam umgehen. Da die Aufnahmefähigkeit dieses Gedächtnisses begrenzt ist, soll man es ständig entleeren um für wichtigere Informationen platz zu schaffen. Deswegen muss man vergessen...
Cool bleiben und vergessen!

Die Vergessenforscher haben heute, vor der Mittagspause herausgefunden, dass die Fähigkeit vergessen zu können eine essenzielle Grundfunktion des menschlichen Gedächtnisses ist. Diese forscher haben bewiesen können, das die alten Menschen vor allem deshalb schlechter erinnern können, weil sie weniger gut vergessen.
Absichtlich vergessen zu können ist ein Talent und eine Begabung …, sagte die Kursleiterin Frau Prof. Prof. Dr. Dr.

Ich wollte was fragen. machte den Mund auf, konnte aber die Lippen nicht mehr bewegen. Mein Mund blieb auf. Ich war schockiert, wie von einem Blitz getroffen und ich dachte, mich gäbe es nicht mehr. Ich guckte " Cintia" neben mir an. Ihr sträubten sich die Haare und schossen in alle Richtungen. Es dünkte mich, dass sie vielleicht eine Wiederbelebung bräuchte. Sie sah ziemlich blass aus, aber sie atmete noch.
Ob sie gerade zu hörte oder versuchte alles zu vergessen, wusste ich nicht. Ihr Blick war verloren. Sie sagte nichts und war wortlos. Ihr Friseur war dahin und sagte alles!!


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Wie geheimnisvoll die Welt der Wissenschaft ist! Bis heute Vormittag war das Vergessen eine Schwäche, ein Mangel und ein Deffizit. Aber seit heute Vormittag, vor der Mittagspause der Forscher, gilt es als eine Stärke und eine Fähigkeit. Dem zufolge habe ich seit heute Vormittag eine Stärke gewonnen und ein Talent in mir entdeckt. Darauf ich mich freue und mit mir freuen sich bestimmt viele Schulkinder, die vieles gut vergessen können.


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Zu Hause versuchte ich abzuschalten. Lehnte mich ins Sofa zurück, zündete mir eine Zigarette an und nahm mein Buch in die Hand. Es war das Buch von R. Precht und passte zu meiner Lage: " Wer bin ich, und wenn ja, wie viele?"